Kambodscha besitzt eines der imposantesten Weltkulturerben: Die Tempelanlagen um Angkor Wat. Sie repräsentieren die Blütezeit des Landes, welches einst, eines der fortschritlichsten und reichsten Länder der Welt war. Doch das ist lange her, durch jahrzehnte langen Krieg ist das Land heutzutage wirtschaftlich und mental gezeichnet. Ein Land mit zwei Gesichtern...
In Phnom Penh, der Hauptstadt angekommen, stand natürlich auf dem Tagesplan sich den Königspalast anzuschauen. Norodom Sihamoni ist König von Kambodscha. Ein sehr beliebter König, der leider Frau- und Kinderlos ist. Was mich überraschte, er ist ein König mit Tänzerherz. Er nahm schon früh am Ballettunterricht teil und wurde sogar für seine Tanz Fähigkeiten mit dem „1. Nationalpreis für klassischen Tanz“ ausgezeichnet.
Direkt neben dem Königspalast befindet sich die Silberpagode. Der gesamte Fussboden ist mit ca. 5000 Silberplatten ausgelegt.
Wir waren kaum in Kambodscha angekommen und entdeckten die ersten Kampfhähne. Eine sehr alte Tradition in Kambodscha ist das Wettspiel bei einem Hahnenkampf. Die Kambodschaner geben ein Vermögen aus, um einen Kampfhahn zu erwerben. Der auf dem Foto erstmal unscheinbar aussehende Hahn war ein echter Champion. Sechs Mal konnte er sich im Kampf behaupten und hatte dadurch einen Marktwert von über 1000 Dollar. Für das arme Land eine wahnsinnige Summe. Jeder Hahn wird unter einer Drahtglocke gehalten, ansonsten würden die Tiere sofort über einander herfallen und ohne zahlendes Publikum ist das nicht so reizvoll. Für Europäer ein barbarischer Gedanke, dass die Hähne bis zum Tode gegeneinander Kämpfen, aber in Kambodscha war es eine Art moderner Gladiatoren-Kampf, mit Hähnen als Helden.
Auf dem Weg von Phnom Penh nach Siem Reap fuhren wir durchs Innland und konnten so einen guten Eindruck davon bekommen, wie die Menschen hier leben. Unter anderem kamen wir an einem einheimischen Insektenmarkt vorbei. Eimerweise konnte man hier Heuschrecken, Seidenraupen, Skorpione und sogar Vogelspinnen kaufen. Vorzugsweise Tod oder lebendig. Das freundliche Mädchen, hätte mir auch eine auf die Hand gesetzt, damit ich die Qualität checken kann. Es seien auch alle sorgfältig entgiftet wurden, versicherte sie mir. Ich hab dankend abgelehnt.
Frittierte Vogelspinnen sind eine echte Delikatesse in Kambodscha. Tatsächlich haben wir uns später in Siem Reap in einem Restaurant Taranteln bestellt. Nach unendlich langem Theater und viel Geschmunzel seitens der Kellner, konnte ich mich tatsächlich dazu überwinden ein Beinchen zu probieren. In einer wirklich leckeren Knoblauch-Chili-Sauce getunkt kann ich nicht sagen, dass es schlecht geschmeckt hat. Sehr knusprig und ein klein wenig haarig.
Weiter ging es Richtung Siem Reap, auf nur mäßig ausgebauten Straßen. Alles war sehr staubig und trocken und die Hütten an denen wir vorbeifuhren ließen erahnen wie hart das Leben auf dem Land sein muss. Die Gesichter wurden ernster und viele Menschen waren vom Bürgerkrieg der Roten Khmer gezeichnet.
Einen Stopp machten wir noch, als wir eine Hochzeitszeremonie mitten zwischen den Hütten entdeckten. Wir wurden auch gleich herangewunken und durften uns die Zeremonie aus nächster Nähe anschauen. Bunt und mit jeder Menge Kitsch war alles Dekoriert. Hochzeit - der vermeintlich schönste Tag im Leben, wirkte fast wie ein Gang zum Schafott. Lächeln - Fehlanzeige.
Endlich in Siem Reap angekommen, fieberten wir unserem Highlight der Reise entgegen. Auf Angkor Wat waren wir am meisten gespannt. Als erstes kamen wir in Angkor Thom an, die damalige Hauptstadt der Khmer. Ein majestätisches Eingangsportal führt zu einen der reichsten Städte der Vergangenheit. Vor tausenden von Jahren wurden gigantischen Wassergräben künstlich angelegt. Durch ein sehr fortschrittliches Bewässerungssystem, steigerte sich die Ernte und verhalf den Khmer zu wirtschaftlichem Reichtum.
Der erste Tempel den wir besichtigten war der Bayon. Der Bayon Tempel zeichnet sich durch seine Gesichter-Türme aus. Zu jeder Himmelsrichtung zeigt ein lächelndes Gesicht. Es sind 37 Türme von ehemals ca. 50 erhalten.
Ta Prohm, auch unter dem Namen "Tomb Raider Tempel" bekannt. Ein ziemlich verfallener Tempel der von der Natur zurückerobert wurde. Gigantische Bäume haben ihr Wurzelwerk über die Dächer gesponnen und somit einen fantastisch surrealen Ort geschaffen. Die perfekte Filmkulisse für Abenteuer im Dschungel, wie bei Tomb Raider / Lara Croft.
Und dann endlich Angkor Wat. Der bekannteste und größte Tempel. Wenn man diesen Blick haben möchte, muss man sich gedulden, normalerweise überqueren hunderte von Besuchern diesen Zugang. Wir waren die letzten die die Tempelanlagen verlassen haben und hatten freie Sicht auf diese fantastische Kulisse.
Angkor Wat ist ein buddhistischer Tempel, aber viele Tempel um Angkor Gebiet beinhalten auch hinduistische Merkmale. Das liegt daran, dass der Buddismus zwar die mehrheitliche Religion ist, der Hinduismus aber stets toleriert und akzeptiert wurde.
Angkor Wat ist auch Pilgerstädte vieler buddhistischer Mönche. Die orangefarbenen Gewänder, stechen wunderschön herraus zwischen dem Sandstein und untermahlen die Heiligkeit ihrer Träger.
Wer bei solch einer Kulisse nicht demütig wird, ist vermutlich blind. Gott sei Dank ist Angkor Wat so groß, dass die vielen Touristen sich gut verteilen und man ab und zu sogar ganz alleine ist und die mystische Atmosphäre ganz in Ruhe auf sich wirken lassen kann.
Leider wurden die Tempel im 15. Jahrhundert stark geplündert und vielen Steinskulpturen der Kopf abgeschlagen. Mittlerweile haben sich einige Organisationen gefunden, welche bemüht sind, den Verfall der Tempel aufzuhalten und zu schützen. Mit Zahnbürsten bewaffnet, wird an vielen Stellen den Moosen und Flechten der Kampf angesagt, welche ansonsten über die Jahre den Sandstein zerstören würden.
Zum Ende unserer Tempeltour besuchten wir noch Banteay Kdei. Ein Tempel der schon ziemlich verfallen ist und daher kaum Touris anzieht. Das hat uns besonders gefallen. Hier kam richtig Abenteuer Lust auf.
Ein weiterer Programmpunkt unserer Reise sollten die „Schwimmenden Dörfer“ am Tonle Sap See werden. Allerdings leidet Kambodscha zurzeit unter einer extremen Dürreperiode. Eine riesen Katastrophe für das Land die vom Niederschlag abhängig sind. Unser Reiseleiter hatte uns mehrfach auf die kritische Lage seines Landes derzeit hingewiesen, doch begriffen haben wir es erst auf der Bootstour. Der Zufluss zu dem vermeintlich riesigen See, hatte nur 50cm Tiefgang. Viele Schiffe lagen buchstäblich auf dem trockenen. Aber man wollte uns die Dörfer zeigen und führte uns in ein Boot. Ein echter Abenteuer Trip begann. Die Schiffsschraube verfing sich mehrmals im Schlamm und wir blieben liegen. Es verfing sich sogar ein Fischernetz in der Schraube und brachte somit den Motor zum erliegen. Ein echter Kampf! Hinzukam, dass die Fahrrinne so schmal war, dass uns die anderen Boote rammen mussten, um an uns vorbei zu kommen. Ein irrer Trip der darin endete, das der See so wenig Wasser hatte, dass unser Bootsführer kein weiteres Risiko mehr eingehen wollte und wir die Dörfer nur aus 100m Entfernung sehen konnten. Ja das hätte man sich sparen können... aber dann verdienen die Bewohner noch nicht mal mehr was an den Touristen und das will in dieser Lage hier niemand.
Kambodscha: Das Land mit den zwei Gesichtern. Um ehrlich zu sein waren wir dann auch ganz froh, als wir die Grenze hinter uns hatten. Es waren wahnsinnige Eindrücke die ich nie mehr vergessen werde. Die Tempel sind unbeschreiblich und sehenswert! Die Menschen sind sehr freundlich, aber auch sehr ernst, was leider garnicht meiner Mentalität entspricht. Es herrscht leider immer noch viel Korruption, sodass die Bauern wenig von dem Touristenmagnet Angkor Wat haben und mit der Armut kämpfen. Das Land braucht einfach noch Zeit, um sich von den folgen des Pol Pot Regiems zu erholen.